11/12/21

CLL: 3 Buchstaben, eine Diagnose – Teil I/III

2.1 CLL – Das Ende?

„Wir brauchen den Lymphknoten nicht herausnehmen und untersuchen. Der Eingriff ist abgesagt. Sie haben chronische lymphatische Leukämie. Melden Sie sich demnächst bei den Kollegen in der Hämathologie. Die können Ihnen weiterhelfen.“ In ungefähr diesen Worten habe ich von meiner Diagnose erfahren. Am Telefon. Der Arzt von der HNO-Abteilung des Klinikums fasste sich geschäftig kurz und wünschte mir noch alles Gute, bevor er auflegte. Aufgabe erledigt.

Für mich jedoch brach eine Welt zusammen. Leukämie? Ich? Bis zu diesem Moment hatte ich gehofft, dass es nur irgendeine Infektion war, die ich mir in den Wintermonaten eingefangen hatte und die mir seit Wochen dicke Lymphknoten am Hals bescherte. Doch das?

Der Reihe nach: Ende 2018/Anfang 2019 hatte ich mich in eine Sackgasse manövriert. Sowohl bei der Arbeit als auch privat und vor allem mental: Durch eine Mischung aus übertriebenem Ehrgeiz, falschem Selbstverständnis, Überarbeitung, Beziehungsproblemen, dem Abhängig-Fühlen von den Meinungen anderer und einem vernachlässigten Ich, das so viele kreative Pläne hatte, aber im Alltag nicht dazu kam, sie umzusetzen, hatte ich einen Punkt erreicht, an dem ich einfach nicht mehr konnte. Und nicht mehr wollte. Wozu lebte ich überhaupt noch? Was sollte das Ganze? Wozu strampelte ich mich die ganze Zeit ab, wenn doch nichts dabei herauskam – nicht einmal etwas Anerkennung? Die Gedanken kreisten und kreisten. Und der Strudel zog mich immer weiter hinab.

Nachdem ich merkte, dass ich bei der Arbeit eigentlich nur noch da saß, mich nicht mehr konzentrieren konnte und bei den banalsten Widrigkeiten heimlich Tränen flossen, beschloss ich, mir Hilfe zu holen, und begann schließlich eine Therapie. Parallel dazu hatte ich verschiedene Termine beim Hausarzt, bei Fachärzten und in der HNO-Abteilung des hiesigen Klinikums. Denn seit Anfang des Jahres hatte ich geschwollene Lymphknoten am Hals. Im wahrsten Sinne des Wortes. Sie taten nicht weh, waren mir aber doch suspekt und gut sichtbar. Die Mandeln konnten es nicht sein, die waren mir schon vor Studienbeginn entfernt worden. Daher vermutete ich irgendeinen Infekt. Vielleicht ein Virus, das ich mir eingefangen hatte, und mit dem mein Körper zu kämpfen hatte. Eigentlich typisch für diese Jahreszeit.

Trotz verschiedener Untersuchungen blieb die genaue Ursache für die HNO-Ärzte jedoch im Dunkeln. Vermutungen gab es verschiedene, aber selbst eine Ultraschall-Untersuchung der Lymphknoten ergab kein konkretes Bild – außer, dass sie im Moment keine Gefahr darstellten. Immerhin. Aber sie wollten einen der Lymphknoten herausnehmen und genauer untersuchen. Ich bekam sogar recht kurzfristig einen Termin. Natürlich nicht ohne mir vorher sämtliche Gefahren und mögliche Folgen eines derartigen Eingriffs anhören zu dürfen.

Zwei Tage vor dem Eingriff kam dann der besagte Anruf (s.o.). Und da saß ich nun mit dieser Diagnose, bei der Arbeit, den Telefonhörer noch nicht aufgelegt und war erst einmal das heulende Elend. C… – was? Chronische lymphatische Leukämie? – Nie gehört. Aber „Leukämie“ hörte sich mies an. Ziemlich mies. Und nicht danach, dass ich mein Kind noch würde aufwachsen sehen. Zum Glück arbeitete ich zu jener Zeit mit einer Kollegin zusammen, mit der ich mich sehr gut verstand. Sie fing mich an diesem Tag auf und half mir, den ersten Schock zu überwinden.

In den nächsten Wochen sammelte ich Informationen über diese CLL. Ich hatte noch nie von dieser Krankheit gehört und musste feststellen, dass das Internet nur bedingt ein guter Ratgeber war. Es machte mich nur noch konfuser und panischer, was ich da las. Die CLL ist nicht heilbar. Und ich war viel zu jung dafür. Und je nach Seite und Forumsbeitrag waren die Informationen auch nicht immer aktuell. Wie sollte ich diese Flut an Infos richtig bewerten und filtern können? Mithilfe der Therapie, die mich ja eh begleitete, behielt ich wenigstens meinen Alltag im Griff, sodass ich nicht nur an die CLL und mein drohendes Ende dachte, sondern einigermaßen ‚normal‘ weiterarbeiten konnte.

Beim ersten Gesprächstermin in der Hämatologischen Ambulanz erfuhr ich dann, dass CLL die häufigste Leukämieform bei Erwachsenen in unseren westlichen Industrieländern ist (so fasst es auch die deutsche CLL Studiengruppe (https://www.dcllsg.de/) zusammen). Von einem der obersten Köpfe persönlich. Dank Zusatzversicherung, die ich in diesem Fall auch mal nutzen wollte. Gleichzeitig sei sie auch die besterforschteste und die am besten behandelbare Bluterkrankung. Es gebe inzwischen auch Alternativen zur Chemotherapie, zum Beispiel in Form von Tabletten, die ich täglich nehmen müsste. Mit diesen seien die Krankheit und ihre Symptome ganz gut in den Griff zu bekommen, erklärte er, nachdem er mich untersucht hatte. Da ich keine sonstigen Symptome aufwies, sollte ich mir also nicht zu viele Gedanken machen. Wir würden jetzt erst einmal abwarten und beobachten („Watch & Wait“). Ich sollte in ca. 3 Monaten wieder ein Blutbild machen lassen und in einem halben Jahr zur Kontrolle kommen. Dann würden sie entscheiden, wie es weitergeht und ob eine Therapie überhaupt schon notwendig wird. Noch Fragen?

Der überbordende Mangel an Emotionalität und Empathie bei dem Herrn mir gegenüber, auf dessen Audienz ich mehrere Stunden hatte warten müssen, ließ mich zukünftig den Zusatz „Chefarztbehandlung“ lieber unter den Tisch fallen. Er war bestimmt eine Koryphäe auf seinem Gebiet. Und natürlich behielt er rückblickend recht und sein Team hat Tolles geleistet! Aber etwas mehr Eingehen auf mich und meine Situation hätte ich mir zu dem Zeitpunkt schon gewünscht. Schließlich hatte ich – im Gegensatz zu ihm – nicht tagtäglich mit diesem Thema und meiner Vergänglichkeit zu tun. Für mich war das alles fremd und ziemlich beängstigend. Zumal ich, statistisch gesehen, ca. 20 Jahre zu jung für diese Erkrankung war (das Alter bei Erstdiagnose liegt durchschnittlich bei ca. 70-75 Jahren). Und jetzt einfach so abwarten und nichts tun?
Aber genau das war der Plan.

… Fortsetzung folgt.

3/12/21

CLL – Diagnose. Behandlung. Weg.

Ein Erfahrungsbericht in mehreren Teilen

Vorbemerkungen

Im Frühjahr 2019 wurde bei mir eine „Chronische lymphatische Leukämie“ (CLL) diagnostiziert. Das hat mir erst einmal den Boden unter den Füßen weggezogen. So, wie wohl den meisten, die plötzlich mit so einer Diagnose konfrontiert werden. „Leukämie“ klingt wie ein Todesurteil. Ein Urteil, das irgendjemand unvermittelt und unerwartet über mich gefällt hatte. Warum auch immer.

Zum Glück ist dem mittlerweile nicht mehr so: Die CLL ist keine aggressive Form der Leukämie und Dank des medizinischen Fortschritts recht gut behandelbar. Das sagten die Ärzte bereits bei den ersten Gesprächen – doch das einfach so zu glauben, fiel mir extrem schwer. Am Ende behielten sie dennoch recht: Seit Abschluss der knapp einjährigen Behandlungszeit (im Mai 2021) ist die CLL derzeit nicht mehr (akut) nachweisbar. Und es bleibt abzuwarten, wann und ob sie wieder in Erscheinung tritt.

Trotz dieses glücklichen Ausgangs waren die zwei Jahre seit der Erstdiagnose extrem anstrengend, zäh, ermüdend. Sie waren von zahlreichen seelischen Hochs und Tiefs begleitet – und lebensverändernd. Ich musste lernen, mit dieser Krankheit zu leben, die Behandlung irgendwie meistern. Zusätzlich zu Arbeit und Familie. Ich musste die CLL akzeptieren und damit klarkommen, obwohl es nicht auf alle Fragen eine klare Antwort geben konnte und gibt.

In den folgenden Blogartikeln skizziere ich, wie die verschiedenen Phasen der Diagnose und Behandlung bei mir verliefen, was ich selbst beigetragen habe und was mir in dieser Zeit geholfen hat. Mir hätte es seinerzeit gutgetan zu wissen, was auf mich zukommt – v.a. abseits von den ausführlichen Angaben darüber, was bei der Behandlung alles schiefgehen kann.

Von daher bin ich dankbar, durch meine Erfahrungen und Tipps anderen Betroffenen vielleicht helfen zu können. Ich möchte ihnen Mut machen und aufzeigen, dass es zwar zermürbend, aber schaffbar ist. Und dass sich das ständige ‚Durchhalten‘ lohnt.

Hinweis: Ich bin weder Mediziner noch Arzt. Meine Tipps und Vorschläge beruhen allein auf meinen persönlichen Erfahrungen und Versuchen. Ich übernehme daher keine Haftung oder kann gewährleisten, dass sie allgemeingültig funktionieren.

>> Weiterlesen bei »3 Buchstaben – eine Diagnose«

31/03/19

Filmmusik zu »Mein Lesungsbuch«

Nachdem ich entschieden hatte, zum Entstehen meines mittelalterlichen »Lesungsbuches« (siehe hierzu meinen ausführlichen Blogbeitrag) auch eine kleine filmische Dokumentation zu machen (auf YouTube ansehen), stand für mich schnell fest: ich schreibe auch die Filmmusik dazu. Immerhin begleitet mich sinfonische Filmmusik seit meinem 12. Lebensjahr, hat mich bei meinen Kompositionen beeinflusst und war auch immer wieder Thema im Studium.

Hier nun eine kurze Zusammenfassung, wie ich die knapp vierminütige Musik zu meinem Film erarbeitet habe:

Grundgedanken

Im Mittelpunkt des Films steht ein großformatiges, in Leder gebundenes und mit Messingbeschlägen verziertes Buch. Gemäß diesem mittelalterlichen Sujet sollte nicht nur die Optik im Film stimmen (v.a. durch die verwendete Schriftart), sondern auch die Musik entsprechend klingen: alte Instrumente, viel Trommeln, einfache Melodien und Tanzrhythmen und eine Steigerung bis hin zum fulminanten Höhepunkt bzw. Schlussakkord.

Instrumentierung

Ich wählte daher eine Kombination aus Viola da Gamba, Bodhrán (traditionelle keltisch/irische Rahmentrommel) und verschiedenen Holzblasinstrumenten. Für den gewollt geheimnisvoll-düsteren Klang nahm ich Cello und Kontrabass in Kombination mit Pauken hinzu. Diese setze ich v.a. in der Exposition ein, während der Film erläuternde Texte ein- und wieder ausblendet.

Aufbau

Das Stück ist im 3/4-Takt angelegt. Es beginnt mit der besagten, langsamen Anfangssequenz (1. Thema) und leicht düsterer Cello-/Kontrabass-Melodik, die von Paukensoli unterbrochen wird. Das zweite Thema (Hauptthema) wird von der Viola da Gamba eingeführt, während sich das erste, leicht modifiziert, als Begleitung fortsetzt.

Im Film werden nach und nach die einzelnen Phasen und Schritte gezeigt, wie das Lesungsbuch entstanden ist. Dies spiegelt sich auch in der Musik wider: es kommen zunächst weitere Instrumente wie z.B. Oboe und Flöten hinzu, die das Thema fortführen und auch die Begleitung ausbauen, bis das Tempo anzieht.

Als Überleitung zu dem rascheren zweiten Teil der Musik und dem Film, in dem das Buch sein endgültiges Aussehen erhält (Entstehung der Messingbeschläge, Elektronik und Zusammensetzen) wechselt die Instrumentierung. Violinen kommen hinzu, während durch Rückung und Wiederholungen einzelner Phrasen die Musik dem zweiten Teil entgegen strebt. Dort wird das Hauptthema wieder aufgegriffen, diesmal aber mit umfangreicherer Orchestrierung und der markanten Bodhrán als trommelndes Tanzelement.

Die Schlussequenz hatte ich gedanklich als erstes ausgearbeitet: Während sich im Film die Kamera dem fertigen Buch und v.a. dem vorne eingelassenen Kristall nähert, sollte die Musik rasch anschwellen, durch Glissandi den optischen ‘Zoom’ hörbar machen und mit einem Schlussakkord enden, während zeitgleich der Stein rot aufleuchtet. Neben Gong, Kontrafagott und kurzem Paukenwirbel nutze ich für den speziellen Schlussklang v.a. die Bassposaune und lasse alles über sechs Takte ausklingen.

Klänge

Für diese kurze Filmmusik habe ich die Musiknotations-Software Finale (in der Version 25.2) verwendet. Sie bietet mir mit den enthaltenen Garritan Sounds (Originalaufnahmen der verschiedenen Instrumente) tolle Möglichkeiten, auch nahezu ‘echt’ klingende Musik am Computer zu orchestrieren und zu exportieren. So konnte ich recht leicht ausprobieren und verschiedene Klangkombinationen testen.

Zwei weitere Features von Finale habe ich dabei genutzt:

1. habe ich die “Basis Anschlagsstärke” (über die Wiedergabe-Einstellungen konfigurierbar) auf den Wert “71” hochgesetzt. Damit erziele ich eine eher ‘ruppigere’ Spielweise und rauere Klänge – insbesondere beim Cello und der Viola da Gamba.

2. kann ich über die Einstellungen des enthaltenen “ARIA-Players” bei den Klängen auch verschiedene Szenarien bzw. Örtlichkeiten vorauswählen, wo die Musik gespielt werden soll. Hier stehen neben kleineren Räumen für Kammermusik auch größere ‘Räume’ und Hallen zur Verfügung, z.B. Kirche und Kathedrale. Zuerst plante ich eine Kirche oder Kathedrale als ‘Aufnahmeort’, verwarf das aber wieder. In beiden klang die Musik zwar bombastisch und markant, wie ich es mir vorgestellt hatte, überlagerte sich aber auch. Und vor allem bei den schnelleren Sequenzen ging das alles in einen ‘Klangbrei’ über. Letzen Endes entschied ich mich dann für den “Film Score Space“, was für mich ja irgendwie naheliegend war.

Ergebnis

Insgesamt hat mich die Musik ca. 50 Stunden Arbeit gekostet. Es war nicht immer einfach, aber es machte mir auch großen Spaß, auf einer Idee aufbauend eine Einheit aus Inhalten, bewegten Bildern, Überblendungen und Musik zu schaffen. Und mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Die Musik hat sogar einen gewissen ‘Ohrwurm-Faktor’.  😉

Die fertige Filmmusik zum Film über “Mein Lesungsbuch” habe ich auf SoundCloud veröffentlicht. Ihr könnt die Musik aber auch in meiner Rubrik Kompositionen anhören.

Gefällt euch die Musik?
Dann freue ich mich auf euer Feedback oder auf Klicks und Likes bei SoundCloud, YouTube, facebook oder instagram.

Rüdiger

17/03/19

Mein Lesungsbuch

Als Ergänzung zu meinen Autorenlesungen stelle ich hier die Entstehung meines ‘Lesungsbuchs‘ vor – ein mittelalterliches Buch, bei dem ich die Textseiten auswechseln kann.

Ausgangslage

Den Impuls dazu gab Cally Stronk auf der VIP Autorenkonferenz in Frankfurt (s. hierzu meinen Blogbeitrag), als sie deutlich machte, wie wichtig es v.a. beim Autorenmarketing sei, ein Alleinstellungsmerkmal herauszuarbeiten, das außergewöhnlich sei, eine Geschichte habe und gut in Erinnerung bleibe.

Aus verschiedenen Gründen kam ich bei der Vorbereitung meiner Lesungen vor Weihnachten auf die Idee mit dem Buch – nicht zuletzt wegen meines Faibles für Fantasy und meinem Ziel, v.a. junge Leser und Zuhörer dafür zu begeistern, was so alles zwischen zwei Buchdeckeln stecken kann. Es sollte ein großes Buch werden, ein klassisches ‘Märchenbuch’, passend für verschiedene Kinderbücher und Fantasy-Romane, in Leder gebunden, mit Beschlägen – und einem leuchtenden Stein.

Doch so schnell sich die Idee auch geformt hatte: die Realisierung wurde im Detail kniffliger als geahnt. Dabei musste ich nicht nur die richtigen Materialien finden, sondern kam auch handwerklich an meine Grenzen.

Filmdoku

Wer es in Kurzform wissen möchte: Hier gibt es eine filmische Dokumentation »Mein Lesungsbuch«.

Entstehung

Nachfolgend nun eine Zusammenfassung der verschiedenen Komponenten und ihrer Entstehung.

Grundgerüst und Buchrücken: Die größte Herausforderung war, nicht nur einfach ein Buch mit großen Seiten zu binden, sondern ich wollte ja etwas, bei dem ich die Textseiten austauschen konnte. Einen ‘klassischen’ Ordner für Viererlochung hätte es sicher gegeben. Aber der wäre im A4-Format zu klein gewesen und hätte zu wenig nach richtigem Buch ausgesehen.
Bei Recherchen stieß ich auf Buchschrauben, die es in unterschiedlichen Längen gibt. Und damit ergab sich die Lösung: Zwei schmale zweireihige Lochbleche verband ich durch vier lange Buchschrauben im passenden Abstand. An der unteren Lochreihe schraubte ich dann jeweils Leistenscharniere (Klavierscharnier) an, die ich auf die richtige Länge kürzte. Dazwischen kamen die Längsseiten eines maschigen Alublechs, mit dem ich vorher den Buchrücken formte und oben und unten durch Umknicken verstärkte. Zwei weitere, ca. 1,5 cm breite Alublechstreifen befestigte ich mit Draht auf dem Buchrücken, um die dicke Buchbindung nachzuempfinden, die mittelalterliche Bücher so markant machen.

Buchdeckel: Für die Buchdeckel habe ich mir im Baumarkt aus leichtem, aber nicht zu dünnem Holz ein Brett ausgesucht und zwei Stücke im A3-Format zuschneiden lassen. Diese erhielten, passend zu den Scharnieren, kleine Bohrlöcher und jedes Loch eine zusätzliche Vertiefung, damit die Muttern möglichst im Holz versenkt werden können.
Vorne auf das Buch plante ich eine Fassung mit einem großen Kristall, der von innen beleuchtet werden kann. Im Vorderdeckel bohrte hierfür ich ein größeres Loch an passender Stelle. Zudem schabte ich eine Vertiefung zwischen diesem Loch und der Innenkante ein, um hier die Kabel einlegen zu können. Mittels kleiner Schrauben und Muttern befestigte ich schließlich die Holzdeckel dann am Grundgerüst.

Ledereinband: In heutiger Zeit sind Geschäfte, wo es einzelne kleinere und größere Lederstücke und Lederbänder zu finden gibt, rar geworden. Online bestellen wollte ich nicht, da ich mir das Leder ansehen, es anfühlen wollte um entscheiden zu können, ob es zu meiner Idee passt oder nicht. Zum Glück habe ich dann ein Geschäft in Heidelberg gefunden, das auch Angebote für Mittelalter und LARP-Fans hat. Dorthin habe ich meine Buch-Konstruktion mitgenommen, wurde toll beraten und bekam schließlich ein weiches Leder zugeschnitten, das meinen Vorstellungen entsprach und das ich problemlos mit Buchbinderleim aufziehen konnte. Das Drahtgeflecht am Buchrücken habe ich dafür zunächst mit Stoff bezogen und an der Innenseite mit Papier verkleidet, damit man das Metall nicht mehr sieht und das Leder besser hält. Interessanter Nebeneffekt: Sowohl die kleinen Muttern als auch die Verstärkungen am Buchrücken zeichnen sich durchs Leder ab und lassen das Buch auf den ersten Blick noch authentischer wirken.

Messingbeschläge: Bei einer Online-Recherche war ich schnell auf einen Buchbinder gekommen, der auch mittelalterliche Buchbeschläge anbietet. Die sehen toll aus und entsprachen genau dem, was ich mir vorgestellt hatte. Doch da das alles Einzelanfertigungen sind und ich für ein vollständiges Buch mehrere Plättchen und Buchecken brauche, überstieg diese Variante deutlich mein geplantes Budget. Also blieb mir nur die andere Variante: ab in den Baumarkt, Messingblech besorgen und Beschläge selber machen. Das war allerdings leichter gedacht und gezeichnet als umgesetzt – in den ersten Tagen produzierte ich auch prompt Ausschuss, bis ich den Dreh endlich ‘raus hatte, wie ich mit den mir zur Verfügung stehenden Werkzeugen die Ornamente gleichmäßig hinbekomme, ohne die Ecken und Bleche zu perforieren. Und nach einiger Übung hat es glücklicherweise dann auch geklappt.

Kristall: Von Anfang an war klar, dass vorne auf das Buch eine Blende mit einem Stein kommen sollte. Dabei war es gar nicht so einfach, ein Kristall-Imitat in der richtigen Größe zu finden. Und sollte ich gleich einen farbigen nehmen? In Rot oder Grün? Beide Farben hätten zu dem Buch gepasst. Da ich aber mein Lesungsbuch für unterschiedliche Texte nehmen möchte und es nicht passen würde, wenn es in einem Fantasyroman um einen grün schimmernden Stein geht, ich dann einen roten vorne drauf habe, ging das so nicht. Letzten Endes entschied ich mich für einen klaren Stein, den ich von unten/innen unterschiedlich beleuchten wollte. Das würde zwar keine so schönen Farben ergeben, machte das Lesungsbuch aber flexibler.
Um den Stein in das Ornamentblech einsetzen zu können, musste ich ihn unten flach absägen, da ich die Spitze, die diese Acrylglas-Kristalle haben, nicht gebrauchen konnte.

Geheimfach: Das Buch war zunächst in einer Dicke von vielleicht vier Zentimetern gedacht gewesen, sodass ich ausreichend Seiten einlegen konnte. Durch die Grundkonstruktion war ich aber einerseits von den verfügbaren Buchschrauben abhängig, andererseits sah es bei genauerem Überlegen etwas ‘mickrig’ aus: ein A3-formatiges Buch und dann nur so dünn? Das gefiel mir allein von der Vorstellung her schon nicht. Schließlich sollte das Buch wirken und etwas hermachen. Also bestellte ich die langen Buchschrauben – bekam dadurch aber das Problem, den ‘Innenraum’ auffüllen zu müssen. Mit Papier. Hunderte Seite. Im Großformat. Das bedeutete ein Papiergewicht, das nicht mehr tragbar war (im wahrsten Sinne des Wortes).
Glücklicherweise hatte ein Freund und Arbeitskollege von mir die rettende Idee: Ein Geheimfach. Das füllt das Buch innen auf und gibt mir gleichzeitig die Gelegenheit, Sachen zu ‘verstecken’, die ich während der Lesung eh verwende: eine kleine Eule, Karten mit Szenenbilder im A4-Format usw. Zudem ist es ein idealer Ort, um die Elektronik für den Kristall unterzubringen.

Elektronik: Eine ganz unerwartete Herausforderung stellte die Beleuchtung des Steins dar. Zunächst wollte ich den einfach nur leuchten lassen können. Dann kam mir aber die Idee, dass es wohl praktisch wäre, ihn – je nach späterem Text und passend zur Geschichte – unterschiedlich leuchten lassen zu können. Wenn ich schon eine Beleuchtung einbaute und den Aufwand betrieb, dann wollte ich auch flexibel bleiben.
Ich entschied mich für die Farben Rot, Grün, Blau und Weiß. Dazu suchte ich mir passende Leuchtdioden/LEDs raus, die allerdings ziemlich klein sein mussten, damit die auf engstem Raum unter den Stein passten. Da meine Schulzeit auf dem Technischen Gymnasium viele Jahre her ist, brauchte ich zunächst einige Recherchen, um die Schaltung planen zu können. Dann musste ich auch ein paar mal in den Elektronikfachhandel, bis ich alles zusammen hatte. Das Ergebnis: Ausgehend von einer 9V-Batterie kann ich mithilfe eines kleinen Umschalters und einem größeren Ein-/Aus-Schalter die jeweils gewünschte LED leuchten lassen. Die notwendigen Widerstände und Schalter lötete ich auf eine kleine Platine, die ich im vorgesehenen Fach versteckte. Der Kippschalter kam so ins Geheimfach, dass ich ihn von außen betätigen kann. Um das Geheimfach tatsächlich herausnehmen zu können, habe ich einen mehrpoligen Steckverbinder integriert. Nach einiger Fummelei saß endlich alles an seinem Platz. – Doch der erste Test mit dem Kristall war vernichtend: zwar konnte ich das Licht an- und ausschalten und getrennt davon die Farbe wählen, doch der Stein war viel zu grell. Ich hatte zu helle LED gewählt, was durch den Schliff des Kristalls partiell noch verstärkt wurde. Ich konnte locker das Zimmer damit einfärben …
Nach zwei Tagen Zwangspause und Nachdenken darüber, ob ich noch einmal von vorne beginnen sollte und das halbe Buch wieder auseinandernehmen musste, kam mir die Idee: Ich baute zwischen LEDs und Kristall einfach einen mattweißen Kunststoff ein, der das Licht dämmte und zusätzlich dem Kristall Halt gab.

Inhaltsseiten: Als das Buchgerüst komplett fertig war, ging es abschließend noch an die Inhaltsseiten. Diese ließ ich auf A3-Format vergrößert ausdrucken. Um die Lochung hinzubekommen, platzierte ich vorher im abgemessenen Abstand vier Lochmarken auf den Seiten. Dummerweise gab es eine Abweichung zwischen Layout, Vergrößerung und Ausdruck (passte die Ränder an), was dazu führte, dass bei der Hälfte der Seiten die Lochung nicht ganz stimmte.
Schließlich hatte ich aber für meine Lesungen die beiden Buchtexte vom »Märchen vom kleinen Weihnachtsbaum« und »Der kleine Tannenbaum und der Schneemann« fertig gelocht und zugeschnitten vor mir liegen. Der abschließende Schritt war dann nur noch: Buchschrauben aufdrehen, stapelweise die Seiten einsetzen, Buchschrauben wieder zudrehen … und einsatzfertig war mein Lesungsbuch.

Abschließende Bemerkung: Das Projekt hat in über zwei Monaten insgesamt ca. 80 Stunden verschlungen und bedeutete so manche lange Abende in der Werkstatt, da alles ‘nebenher’ laufen musste. Das Ergebnis allerdings zeigt mir: die Arbeit hat sich gelohnt. Das Buch ist ein Hingucker.

Jetzt muss es sich nur noch bewähren … 😉

 

 

 

 

17/11/18

Lesungstermine vor Weihnachten

Lesung für Kinder bei der Rhein-Neckar-Zeitung

Am Samstag, 1. Dezember, ab 14:00 Uhr liest Rüdiger aus den “Geschichten vom kleinen Tannenbaum” in der Geschäftsstelle der Rhein-Necksar-Zeitung, Neugasse 4-6.
Eintritt: 3,-Euro inkl. einem Getränk und Brezel.
Tel. Anmeldung unter 06221/519-1188 am Mittwoch, 21.11. von 11-14 Uhr.

Der Erlös geht an die RNZ Weihnachtsaktion.

 

 

Lesung in der Gemeindebücherei

Am Samstag, 8. Dezember, 10.30 Uhr liest Rüdiger in der Gemeindebücherei Dossenheim aus seinem “Märchen vom kleinen Weihnachtsbaum”.
Eintritt frei. Voranmeldung erforderlich bei der Gemeindebücherei per E-Mail oder 06221/8651 – 60.

17/10/18

#fbm18 – Frankfurter Buchmesse – Teil 2: VIP-Autorenkonferenz

Rüdiger mit Cally Stronk auf der Autorenkonferenz des BVjA (Foto: Christian Friedrich)

Der Bundesverband junger Autorinnen und Autoren (BVjA) initiierte und veranstaltete in diesem Jahr zusammen mit der Frankfurter Buchmesse GmbH die 1. VIP-Autorenkonferenz. Und ich muss sagen: sowohl hinsichtlich der Referent(inn)en und deren Vorträge als auch organisatorisch lief es für ein erstes Mal prima.

An der Autorenkonferenz nahmen ganz unterschiedliche Menschen teil: angehende wie bereits mehrfach publizierende Autorinnen, Selfpublisher wie Verlags-Autorinnen, Neulinge wie alte Hasen. Natürlich gab es Teilnehmer, die fast bei jedem Vortrag ihr Projekt vorstellen mussten und die Referentinnen etwas zu fragen hatten – nicht ohne jedes Mal auch ihre (persönliche) Geschichte erneut zu erzählen. Aber das gehört dazu. Und man merkte zum Glück den Referentinnen ihre Professionalität dadurch an, dass sie entsprechend gelassen und freundlich reagierten.

Gesprochen haben:

Pia Cailleau, Carlsen Verlag: Welches Verlagsmodell taugt für welchen Autor?

Die Programmleiterin der digitalen Imprints Dark Diamonds und Impress bei Carlsen sprach über die gegenwärtige Marktsituation und die damit verbundenen (neuen) Möglichkeiten. Vor allem der E-Book-Markt erleichtert inzwischen das Veröffentlichen – sei es bei Verlags-Imprints zu speziellen Themenschwerpunkten (Fantasy, Romance …) oder als Selfpublisher über entsprechende Dienstleister. Dabei gab sie auch einen guten Überblick darüber, worin sich die verschiedenen Publikationsmöglichkeiten (Publikumsverlag, Digitaler Imprint, Selfpublishing-Plattform) hinsichtlich Marge, Vertragsdauer und Vorleistungen unterscheiden. Gegenüber den ‘klassischen’ Publikumsverlagen hätten die Imprints durch ihre digitale Ausrichtung etwas mehr Spielraum und könnten v.a. neue Titel auch schneller auf den Markt bringen (und die digitalen Einsendungen schneller bearbeiten). Aber ob das der Weg oder das Ziel eines Autors bzw. einer Autorin ist, müsse jeder selbst entscheiden. Auch Schreibwettbewerbe eines Verlags könnten einen Einstieg bedeuten und die notwendige Aufmerksamkeit bewirken. Wichtig sei, dass das angebotene Buch zum Programm des jeweiligen Imprints bzw. Verlages passe. Das sollte jeder vorab gut recherchieren. Und dann gab Pia den Tipp, sich als Autor(in) folgende Fragen zu stellen, um besser entscheiden zu können, welches Verlagsmodell tatsächlich geeignete ist:

  • Wie viel Selbstbestimmung ist mir wichtig?
    Publikumsverlage lassen weniger Freiheiten und haben meist genaue Vorstellungen und Vorgaben, wie das neue Buch z.B. zu heißen oder auszusehen hat, damit es sich verkauft.
  • Wie viele Werke will ich jährlich publizieren?
    Vielschreiber passen eher nicht in klassische Publikumsverlage, da diese eher langsam agieren.
  • Wie viel Zeit will/kann ich ins Autorendasein investieren?
    Als Selfpublisher muss man nicht nur Zeit zum Schreiben einkalkulieren, sondern braucht auch noch viel Zeit für Buchproduktion, Vertrieb und Marketing.
  • Wie viel Geduld bringe ich für meine Ziele (Publikation) mit?
    Wenn ich schnell und unkompliziert Texte veröffentlichen will, eignen sich E-Book-Kanäle oder Imprints eher als klassische Verlage. Diese haben schon mal 1 – 2 Jahre Vorlauf, bevor ein Buch tatsächlich in den Handel kommt.
  • Was ist das oberste Ziel beim Schreiben? Welche Anerkennung ist mir wichtig?
    Auch die persönlichen Ziele und Hintergründe (z.B. Buch im Buchhandel haben, viel Geld verdienen, sehr gute Pressestimmen und Rezensionen, viele Leser erreichen, Selbstverwirklichung, …) sollten bei der Wahl des Verlags oder der Publikationsform eine Rolle spielen. Von ihnen lasse sich dann auch ableiten, mit welcher Idee oder welchem Buchprojekt ich dann am besten konkret anfange.

Grundsätzlich empfiehlt Pia, Schreibwerkstätten zu besuchen, sich zu vernetzen und sich vorab per Internet gut über die Verlage und ihre Programme zu informieren.

Melanie Müller, Bonnies Buchemotion: Tipps für den Umgang mit Buchbloggern

Blogger haben längst einen festen Platz im Buchmarkt erobert. Mit ihren Social-Media-Maßnahmen, Kontakten zu Followern, durch ihre Reichweite und Rezensionen zu ausgewählten Titeln beeinflussen sie maßgeblich den Bekanntheitsgrad und Erfolg von Büchern. Zudem können Sie Testlerschaft und eine ehrliche Meinung zu neuen Projekten bieten und diese vielleicht sogar durch kreative Ideen und Aktionen unterstützten. Dadurch ist klar, dass Bloggerinnen und Blogger nicht nur für Verlage interessant sind, sondern v.a. auch wichtige Partnerinnen bzw. Partner für aufstrebende Autor(inn)en und Selfpublisher sein können.

Und darin steckt auch schon die wichtigste Botschaft, die Melanie Müller, passionierte und beim Vortrag bestens gelaunte Bloggerin auf Bonnies Buchemotion, in ihrem tollen wie informativen Beitrag für uns hatte: Als Autorin bzw. Autor sollte man den persönlichen Kontakt zu Bloggern suchen, sich gut informieren, wer welchen Blog ‘lebt’ und zu welchen Themen dort Bücher behandelt werden. Massenmailings kämen ebenso wenig gut an wie kurzfristige Forderungen (“besprich bitte das Buch bis Weihnachten!”) oder unverlangt zugesandte Rezensionsexemplare. Das Grundprinzip für ein gutes Miteinander sei ein gegenseitiges Geben und Nehmen – Verlinkungen, Hinweise, Bilder, interessante Beiträge usw. Wer nur eine Rezension erwarte, aber im Gegenzug nichts dafür beisteuern wolle, habe schlechte Karten. Was geht, und was nicht, fasste Melanie sehr gut zusammen. Unter anderem empfahl sie “Du und eine individuelle Ansprache” zu wählen, “Bezug auf einen konkreten Punkt aus dem Blog” zu nehmen, höflich zu fragen und sich als Autor(in) “authentisch vorzustellen”. Dinge wie ein “pauschales Kompliment für den Blog” abzugeben oder auch zu “jammern und zu betteln” sollte man lassen.

Auf Rückfrage ging Melanie auf die Unterschiede zwischen “Blog” und “LitBlog” ein: Der Blog ist im Grunde ein Tagebuch, das unregelmäßig und individuell befüllt wird. Mal mehr, mal weniger. Ein LiteraturBlog hingegen ist ein “Lesetagebuch”, das den Prozess des Lesens selbst (Kapitel für Kapitel) begleitet. Dies kann dann zusätzlich über verschiedene Kanäle dokumentiert werden (z.B. mit Instagram-Posts oder, aufgrund des geänderten Facebook-Algorithmus’, bei ihr inzwischen eher via twitter statt auf facebook).

Aus einer Zusammenarbeit mit einer Bloggerin oder einem Blogger können sich aus ihrer Erfahrung heraus Aktionen wie z.B. “Blogtouren, moderierte Leserunden, Gewinnspiele, Bastelanleitungen, Artikelreihen (zu den Hintergründen eines Buches), Kochrezepte oder auch gemeinsame Vor-Ort-Veranstaltungen ergeben” – Dinge, die nicht nur Spaß machen sollten, sondern von denen dann auch beide Seiten etwas haben.

Auf Lesestunden.de gibt es eine Topliste der deutschen Buchblogger, die dabei helfen kann, den richtigen Blog für das eigene Werk zu finden. Wichtig: den Menschen hinter dem Blog kennenzulernen und zu erkennen, was diesen Menschen interessiert und ausmacht. Das helfe beim ersten Kontakt und meist ergäben sich sich daraus auch eine langfristige Zusammenarbeit oder sogar Freundschaften, wie Melanie begeistert erzählte.

Sebastian Fitzek, Bestsellerautor: Der Umgang mit Kritik

In seinem lockeren und unterhaltsamen Vortrag erzählte der Bestsellerautor Sebastian Fitzek aus seiner eigenen, sehr persönlichen Erfahrung heraus über den Umgang mit Kritik. Grundsätzlich empfahl er, nicht auf möglichst viele zu hören und entsprechend viele Rezensionen (auf Amazon) zu lesen. Das habe er sich auch abgewöhnt. Durch die Social-Media-Kanäle sei inzwischen alles bewertbar geworden, wodurch auch jeder in jeder Situation mit allem, was er tue oder sage, von anderen bewertet werde. Das sei schnell erledigt und kaum hilfreich. Anhand eines selbst erlebten Beispiels führte uns Sebastian vor Augen, dass vor allem auf Amazon die Gefahr besteht, dass manche “Top-Rezensenten” allein auf gute Bewertungen ihrer Bewertung über die “hilfreich”-Funktion aus seien und gar kein richtiges Interesse an einer fundierten Rezension haben. Und anonym abgegebene Rezensionen solle man sowieso nicht beachten oder ernst nehmen.

Mit Blick auf das Thema der Konferenz empfahl Sebastian, sich als Autor nicht zu sehr an dem zu orientieren, was andere gerade vermuteter Weise als erfolgversprechend einstuften oder nicht. In seinem eigenen Fall glaubte anfangs auch zunächst niemand an einen Erfolg deutschsprachiger Thriller von einem deutschen Autor. Sein erstes Manuskript war an 15 Verlage gegangen, von denen zwei gar nicht reagiert und 13 freundlich abgelehnt hätten. Das habe ihm nicht geholfen. Nur durch entsprechend hilfreiche Kritik sei er dann nochmals an das Manuskript gegangen und habe es dann erfolgreich über eine Literaturagentin vermitteln können.

Er gab uns mit, dass Kritik sehr wichtig ist – aber nur “wohlwollende” und konstruktive von Menschen, die ein wahres Interesse daran hätten, die Geschichte zu verbessern oder uns als Autor(in) weiterzuentwickeln. Egal ob Familie, Lektorin, andere Autoren oder Freunde.

Natalja Schmidt, Leiterin Belletristik Droemer Knaur: Aktueller Stand auf dem Buchmarkt

Dass Verlage vor allem auch wirtschaftlich agierende Unternehmen sind, machte Natalja Schmidt in ihrem Beitrag recht deutlich. Die Leiterin der Belletristik bei Droemer Knaur, die früher selbst eine Literaturagentur (Schmidt & Abrahams) hatte, gab Einblicke in die Abläufe und Rahmenbedingungen, unter denen Verlage agieren, welche Freiheiten sie haben – oder eben nicht. Die Plätze für Neuerscheinungen im Verlagsprogramm sind begrenzt und werden größtenteils von neuen Werken bewährter Bestsellerautoren, von Fortsetzungen oder bewährten Themen besetzt. Dazu kommt noch ein gewisses Verhältnis zwischen ‘eigenen’ Autoren und Lizenzverträgen. Die wenigen freien Plätze, die dann noch für wirkliche Neuentdeckungen blieben, seien äußerst rar. Und unverlangt eingesandte Manuskripte haben hier im Grunde keine Chance: Allein statistisch gesehen könne ein Verlag noch nicht einmal alle Einsendungen sichten (bei Droemer Knaur sind es ca. 5.000/Jahr) oder in irgendeiner Form gleichwertig behandeln. Die Absage sei also vorprogrammiert (wenn auch im freundlichen Schreiben anders verpackt). Vielmehr sind es inzwischen ausschließlich Literaturagenturen, über die ‘neue’ Autoren einen Weg in die Verlage finden können. Erst recht bei den großen Publikumsverlagen.

Aber Natalja sprach den Anwesenden Mut zu. Sie freute sich über die große Teilnehmerzahl und die Entwicklungen im Selfpublishing. Da habe sich viel getan in den letzten Jahren und die Branche müsse umdenken und sich weiterentwickeln. Und das tue sie – wenn auch langsam. Technische Neuerungen (z.B. E-Books oder das neue VLB-Tix mit digitalen Leseexemplaren) helfen hierbei und ebnen den Weg für weitere Entwicklungen.

Kristina Langenbuch, Langenbuch & Weiß Literaturagentur: Manuskriptvermittlung über eine Literaturagentur

An den Tenor, dass eigentlich nur noch über Literaturagenturen eingereichte Manuskripte bei den großen Publikumsverlagen eine Chance haben, knüpfte auch Kristina Langenbuch von der Langenbuch & Weiß Literaturagentur an. Sie gab einen kompetenten und informativen Einblick in die Arbeit von Literaturagent(inn)en und deren Bedeutung.

Im Grunde ‘bewerben’ sich Autorinnen und Autoren mit ihren Ideen, Stoffen und Büchern bei Literaturagenturen, die dann zunächst prüfen, wie gut diese Ideen und Texte tatsächlich sind, ob sie sich verkaufen lassen und für welchen Verlag, zu dem die Agentur Kontakte pflegt, das Angebot passen könnte. Das passiert auf Basis einer Vereinbarung zwischen Agentur und Autor(in). Je nach Bedarf werden Texte, Exposé und sonstige Unterlagen für die Verlage ausgearbeitet bzw. optimiert. Dann geht die Literaturagentur in Gespräche – entweder über regelmäßige Kontakte, die sie zu Verlagen pflegt, oder im Rahmen der Buchmesse, wo es explizite Gesprächsrunden hierfür gibt. Manchmal erhalten Literaturagenturen auch Anfragen von Verlagen zu speziellen Themen oder Ideen und ob sie hierfür passende Autoren kennen. Wie schnell ein Werk bei einem Verlag ‘untergebracht’ werden kann, ist ganz unterschiedlich. Sollte eine Vermittlung nicht klappen, gehen nach einer bestimmten Frist wieder sämtliche Rechte zurück an die Autorin bzw. den Autor. Das regelt aber jede Agentur wohl anders.

Um Einreichungen zu prüfen, sind für Kristina als Literaturagentin vor allem das Exposé und eine Leseprobe wichtig. Die Leseprobe sollte den Anfang des z.B. Romans umfassen, ca. 20-30 Seiten. Nur dadurch ließe sich einschätzen, ob der Stil gut genug und passend für die Zielgruppe ist und vor allem, ob es der Text schafft, den Leser auch zu fesseln. Das sei auch im späteren Verkauf extrem wichtig, da sonst die Bücher nicht fertig gelesen würden. Das Exposé soll die Geschichte und deren Handlungsablauf aufzeigen, und – das betonte sie besonders – bitte keine Cliffhanger o.Ä. enthalten. Nicht für sie solle es spannend sein, sondern später für den Leser. Von daher sei es unsinnig zu verheimlichen, wie z.B. die Geschichte ausgehe. Darüber hinaus brauche sie eine kurze Vita inkl. Angaben zu Veröffentlichungen, Preise, Social-Media-Follower usw.

Wichtiger Hinweis von Kristina: Seriöse Agenturen verlangen keinerlei Vorkosten, Gebühren oder Anzahlungen! Sie arbeiten ausschließlich provisionsbasiert, was bedeutet, dass sie für ihre Vermittlungstätigkeit und Begleitung der Projekte von allen Einnahmen einen bestimmten Provisionsanteil erhalten (z.B. 15-20%). Sonst nichts. Ebenso wichtig und interessant fand ich auch den Hinweis, wie lange es dauern kann, bis ein neuer Autor mit seinem Werk erfolgreich an einen Verlag vermittelt ist: Ein bis zwei Jahre können da locker vergehen. Man muss als Autor(in) also eine ordentliche Portion Geduld mitbringen, möchte man sein Buch über diesen Weg in einen Verlag bringen. Und natürlich müsse das persönliche Miteinander zwischen Agent(in) und Autor(in) auch noch stimmen um gemeinsam erfolgreich zu werden.

Cally Stronk, Kinderbuchautorin: Autoren- und Buchmarketing – die Zielgruppen im Visier

Die Kinderbuchautorin und “Frau mit der Ukulele” Cally Stronk behandelte eindrücklich und lebendig den Themenkomplex rund um Autoren- und Buchmarketing. Sprudelnd vor Ideen und guter Laune fragte sie nicht nur die Anwesenden nach ihren bisherigen eigenen Maßnahmen und Erfahrungen (darunter waren Malwettbewerbe, Leserunden, Flyer etc.), sondern ergänzte auch eigene Beispiele und machte deutlich, dass im Grunde alles denkbar ist – es müsse nur einen Nutzen für den jeweiligen Empfänger bedeuten und für diesen interessant genug sein (AIDA-Prinzip: Attention, Interest, Desire und Action).

Während Autorenmarketing alles umfasst, was der Autor macht, um bekannt(er) zu werden, stehe beim Buchmarketing das Produkt, also das Buch selbst, im Mittelpunkt, erklärte Cally. Vor allem beim Autorenmarketing sei es wichtig, ein Alleinstellungsmerkmal herauszuarbeiten, das außergewöhnlich sei, eine Geschichte habe und gut in Erinnerung bleibe. An Beispielen nannte sie: ein auffallender Hut, rote Schuhe, ihre Ukulele oder bei Jasmin Zipperling die Kinderschokolade (s. Cover der aktuellen Selfpublisher-Ausgabe). Und wenn wir etwas gefunden hätten, dann sollten wir das auch auf allen relevanten Social-Media-Kanälen spielen bzw. begleiten. Auch Blogger(innen) seien hier sehr hilfreich, Aktionen zu planen oder zu begleiten (Beispiel: Gemeinsames Erwandern historischer Örtlichkeiten, zusammen Gerichte aus einem Buch kochen etc.).

Bei allen Maßnahmen bzw. Aktionen, die wir planen und umsetzen, gelte es die Zielgruppen im Blick zu behalten. Egal ob beim Autoren- oder Buchmarketing: die wichtigsten Zielgruppen, die je eine eigene Ansprache benötigen und bei denen jeweils andere Aktionen greifen, sind Buchhändler, Leseveranstalter, Bibliotheken, Presse, Blogger, Influencer, Leser und Verlage. Hier müssten wir uns überlegen, wen wir mit welchen Aktionen am besten erreichen wollenund aus der Masse anderer Autorinnen oder Autoren hervorstechen. Cally nannte als nur ein eigenes Beispiel ein fiktives Interview, das schon mit ihr und ihren Charakteren geführt worden sei.

Auch Lesungen seien ein willkommener Ort, um Marketing zu betreiben. Als ganzer Mensch und mit möglichst verrückten Ideen. Leseagenturen könnten hier ein interessanter Partner sein und ein geeignetes Forum bieten.

Callys wichtigster Tipp als Fazit ihres tollen Vortrags: Wir sollen im Marketing am besten das machen, worauf wir Lust haben und was uns selbst Spaß macht!

Regina Vogel, RV Verlagsvertretung: Wie kommen Bücher in den Buchhandel?

Diesem letzten Beitrag innerhalb der Autorenkonferenz konnte ich leider nicht mehr folgen, obwohl mich das Thema sehr interessiert hätte. Aber meine Aufnahmefähigkeit war schließlich nach zwei Tagen auf der Buchmesse erschöpft.

Fazit

Insgesamt bot die VIP-Autorenkonferenz einen tollen Input und tiefere Einblicke in interessante Themen. Gratulation! Ich freue mich auf eine Fortsetzung.

Und bezogen auf beide Tage: Mal sehen, was ich von den vielen Tipps, Ideen und Infos mitnehmen und für meine Projekte adaptieren kann. Es gibt für Autoren wie Selfpublisher inzwischen sehr viele Wege, die auch außerhalb eines Publikumsverlags zum gewünschten Erfolg bzw. selbst gesteckten Ziel führen können. So viele Möglichkeiten, die vor wenigen Jahren noch undenkbar schienen. Man muss sie sich nur erschließen. Und seinen ganz eigenen, zu sich selbst und zu seinen Buchprojekten passenden Weg finden. Und diesem dann konsequent folgen.

In diesem Sinne: Auf geht’s!

14/10/18

#fbm18 – Frankfurter Buchmesse – Tag 1

Die 70. Frankfurter Buchmesse fand in diesem Jahr vom 10.-14. Oktober statt. Zwei Fachbesucher-Tage (DO und FR) hatte ich mir vorgenommen, um neue Impulse, Ideen und Hilfestellungen für das Schreiben und Publizieren zu bekommen, mich mit Gleichgesinnten auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Für Tag 1 standen sechs Termine/Events auf meiner Liste:

»Lektoratssprechstunde«

(ab 10:00 Uhr) Nach einer ersten Tour durch Halle 3.0 ging ich zuerst zum Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren, der eine “Sprechstunde” anbot. Mich interessierte v.a. die Frage, wie ich für meine nächsten, ganz unterschiedlichen Projekte eine geeignete Lektorin finde. Natürlich sind meine bisherigen Texte und Bücher schon lektoriert (Merksatz: Publiziere niemals einen unlektorierten Text!), aber warum mit einem neuen Buch nicht auch hier neue Wege beschreiten? Für alle, die es interessiert oder auch betrifft: Der VFLL bietet auf seiner Website ein Lektorenverzeichnis, über das entweder nach Leistung und Sachgebiet oder zusätzlich über eine regionale Suche recht einfach Lektorinnen und Lektoren zu finden sind. Inklusive der notwendigen Kontaktdaten, um eine Anfrage zu stellen. Natürlich wird es am Ende auf die ‘Chemie’ ankommen. Und auf die Eckpunkte einer Zusammenarbeit. Aber es ist zumindest ein Einstieg, wenn man so gar niemanden kennt.

»Noch mehr Likes«, Gesprächsrunde mit Autorinnen (11:00 – 12:00)
In einer lockeren Gesprächsrunde mit zwei Autorinnen und zwei Social-Media-Fachfrauen von tolino media ging es um Bedeutung und Möglichkeiten der verschiedenen Social-Media-Kanäle: Was funktioniert? Was nicht? Wie nutze ich sinnvoll die vielfältigen Möglichkeiten? Es war interessant zu hören, dass auch erfahrene Kolleginnen kein Patentrezept haben. Von Aktionswochen (z.B. “Krimiwoche”, “Inselwoche” usw.) über Release-Parties bis hin zu gemeinsame Events mit Bloggern, Fotostories auf Instagramm (z.B. Nachkochen des Rezepts aus dem Buch), Leser-Befragungen und das Erschaffen neuer Hashtags ist vieles denkbar und möglich. Und laut Erfahrung laufen pfiffige Hashtags, Umfragen und witzige Themen oder Einblicke eher gut, während plumpe Gewinnspiele, bilderlose Textwüsten-Beiträge und auch falsche Zielgruppen-Ansprachen über Social Media-Kanäle eher nichts bringen. Es kommt auf die richtige Idee zur richtigen Zeit über den richtigen Kanal an. Und – darin waren sich alle in der Runde einig – auf regelmäßige Posts. Gut geplant. Authentisch. Alles in allem eine kurzweilige Stunde, auch wenn die Gratwanderung zwischen lebhaft-heiter und Witzen, über die hauptsächlich die Autorin selber lachte, nicht immer gelang. Es war informativ. Und mir wurde noch einmal bewusster, dass Social-Media-Arbeit für Autoren und Buchprojekte wichtig ist – aber auch ihre Grenzen hat.

Susanne Kasper: »Mit mehr Reichweite zum perfekten Online-Auftritt«

(13:00 – 13:45) Susanne Kasper ist ein Multitalent, das sich politisch und für Literatur engagiert und begeistert, seit Jahren bloggt (www.leserunden.de) und u.a. das LiteraturCamp Heidelberg mit organisiert. Als Inhaberin der Literaturschock Internetagentur für Social-Reading bot sie zahlreiche Infos und Tipps aus ihren über 15 Jahren Erfahrung. Vor allem im Umgang mit den Social-Media-Kanälen, Social-Reading-Communities und generell zur Optimierung und Absicherung von Autoren-Websites. Ein fundierter Beitrag, den die tolino media da an ihrem Stand organisiert hatte. Leider war die Tonqualität mies, was das Zuhören bei den parallelen Veranstaltungen in näherer Umgebung ziemlich anstrengend machte.

Mark Lorenz: »Mit Online-Kampagnen Leser erreichen«

(14:00 – 14:30) Auch BoD (Books on Demand) hatte ein Problem mit dem Ton. Aber nicht nur damit. Mark Lorenz’ Vortrag erreichte mich nicht. Vielleicht, weil er Folie für Folie für Folie mit dem Thema der DSGVO und allgemeinen Grundlagen des Marketings begann. Vielleicht auch wegen den Kolleginnen von BoD, die im nahen Umfeld standen und ihre Gespräche mit Kunden(?) am engen Stand einfach fortführten. Oder vielleicht auch wegen der allgemeinen Unruhe in der Halle und der zu schwachen Tonanlage, die den Referenten nur für ganz wenige hörbar machte. Oder alles zusammen. Ich verließ den Stand nach kurzer Zeit, obwohl mich das Thema anhand konkreter Beispiele sehr interessiert hatte.

Jasmin Zipperling: »Let’s Netz – Vernetzung im Literaturbetrieb mit der Autorenwelt«

(14:00 – 14:45) Wie anders war da der Beitrag von Jasmin Zipperling: Lebendig, kurzweilig und mit viel Charme brachte die Kinderbuchautorin, bekennende Kinderschokoladen-Liebhaberin und Teammitglied der ‘Autorenwelt’ die Bedeutung der Vernetzung rüber. Nicht nur der gegenseitigen Vernetzung via Social Media, sondern auch ganz real als physisches Wesen z.B. auf LiteraturCamps, bei Konferenzen oder als Mitglied in Organisationen. In Anlehnung an ihr eigenes Zitat aus der aktuellen selfpublisher-Ausgabe könnte man sagen: “Benutzt Vernetzung, verdammte Axt!”

Vera Nentwich: »Newsletter – ein Muss fürs Autorenmarketing«

(15:00-15:45) Die Kabarettistin, Autorin, Bloggerin und Vorsitzende des Selfpublisher Verbandes Vera Nentwich war mit ihrem Präsentationsthema zum Newslettermarketing für Autorinnen und Autoren ebenso unterhaltsam wie fachlich kompetent. Neben zahlreichen Grundlagen (Empfänger nach Interessen kategorisieren, schon der Betreff muss Nutzen zeigen, Newsletter-Anmeldung auch in Büchern bewerben uvm.) gab sie konkrete Tipps, mit denen sie für ihr eigenes Autoren- und Buchmarketing erfolgreich ist: Beispielsweise macht sie ein Re-Sent an diejenigen Newsletter-Empfänger, die nach einer gewissen Zeit nicht reagiert haben, nutzt P.S.-Hinweise und achtet sehr darauf, pro Newsletter nur ein Ziel bzw. eine Handlungsaufforderung in der richtigen Zielgruppenansprache zu formulieren. Dabei präsentierte sie sehr überzeugend, wie man zu welchen Gelegenheiten am besten neue Abonnenten motiviert. Auch ihr Beitrag machte deutlich: jede Autorin und jeder Autor muss seinen eigenen Weg für sein Thema, seine Zielgruppen und seine Leser(innen) finden.

FAZIT Tag 1

Der Tag hat sich gelohnt. Er war zwar lang und anstrengend, aber von den vielen gehörten Ideen und Anregungen sollte sich doch Einiges nutzen lassen. Das ließ mich für Tag 2 hoffen – aber dazu später mehr.
Am frühen Abend klinkte ich mich noch kurz bei den Lesungen von “Love & Crime meets Whisky” ein, was mir einen schönen Ausklang des Tages bescherte.

3/03/18

Das zweite Jahr als Selfpublisher – ein Rückblick

Eine Fortsetzung, viele Herausforderungen

Nach den ersten Erfolgen 2016 mit dem Märchen vom kleinen Weihnachtsbaum, von dem sich auch im Januar 2017 noch ein paar Exemplare verkauften, wollte ich wieder etwas anderes schreiben. Etwas Neues beginnen. Und eine der vielen Ideen ausarbeiten, die sich auf dem Schreibtisch bzw. in meinen Schubladen stapeln. Nachdem aber mehr und mehr Nachfragen kamen, wie es mit dem kleinen Weihnachtsbaum und der kleinen Eule denn nun weitergehe, kam ich ins Grübeln. Und dann erschien es mir doch sinnvoller, erst einmal an dem bisher Erreichten anzuknüpfen. Also blieb ich 2017 beim kleinen Weihnachtsbaum.

Das warf prompt eine Vielzahl an Fragen auf: Wie genau sollte es weitergehen? Was könnte der kleine Baum erleben? Wo sollte ich zeitlich ansetzen? Immerhin hatte ich am Ende des ersten Buches einen Blick in die weitere Zukunft des kleinen Weihnachtsbaums gegeben, was eine Fortsetzung für mich zunächst unsinnig erscheinen ließ. Oder doch nicht? Zudem konnte ich nach der Weihnachtszeit nur noch schwer vom “Weihnachtsbaum” sprechen, sondern musste ihn anders nennen. Und sollte ich Form und Publikationsweg beibehalten oder etwas anderes versuchen? Sollte wieder so viel Zeit in die Illustrationen fließen?
Fragen über Fragen …

Irgendwann kam mir die Idee mit dem kleinen Schneemann und wie der kleine Tannenbaum ihm helfen könnte. Vermutlich bedingt durch das Lied Ich bin ein kleiner Schneemann von Volker Rosin, das mein Sohn aus dem Kindergarten nach Hause brachte. Ich hatte das vorher nicht gekannt. Aber es wirkte – und lieferte auch gleich eine der Szenen für die Geschichte. Als ich dann endlich den ‘Zeitpunkt’ gefunden hatte, wo ich bei der Geschichte vom ersten Band anknüpfen konnte, ging es verhältnismäßig schnell. Innerhalb von zwei Abenden standen die grobe Struktur der Geschichte sowie einzelne Szenen und Dialog-Zeilen. Auch der kleine Schneemann war skizziert.

Dann begann die langwierige Arbeit am Text, um die einzelnen Ideen und Versatzstücke passend zusammen zu fügen. Es fiel mir diesmal deutlich schwerer, Handlung, Dialoge, Charaktere und Aussagen des Textes in einen Guss zu bringen und gleichzeitig auch einen Bezug zum ersten Buch zu zu behalten. Oft warf ich die Reihenfolge der Szenen wieder um, kürzte Passagen raus, ergänzte wenig später doch wieder Zeilen, da sonst Übergänge fehlten. Aber so ist das beim Schreiben. Die Dialoge machten mir dabei am meisten Spaß – v.a. als sich während des Schreibens die Eigenheiten des kleinen Schneemanns herausbildeten und daraus die Reaktionen der anderen Figuren erwuchsen (einer der spannendsten Aspekte beim Schreiben, wie ich finde). Ein letzter Durchgang brachte schließlich den Feinschliff der unterschiedlichen Sprechweisen in den Text.

Noch während die Geschichte bei der Lektorin lag, die auch die anderen bisherigen Texten durchgesehen und bearbeitet hatte, begann ich mit den Illustrationen. Die Rückmeldungen zu denen im ersten Buch bestärkten mich darin, sie auch wieder selbst zu machen. Wie beim ersten Band arbeitete ich mit Bleistiftskizzen, Tusche/Stiften und Wasserfarben. Das war für mich das Praktikabelste. Dieses Mal dachte ich allerdings daran, bereits die Schwarz-Weiß-Zeichnungen einzuscannen, um nicht im Nachhinein per Bildbearbeitung die Farben wieder mühevoll herausnehmen zu müssen. So waren die Ausmalvorlagen zum Download als erstes fertig. Die wichtigsten Szenen malte ich im DIN A3-Format aus. Im Gegensatz zum Vorjahr erfolgte jedoch deutlich mehr Nachberarbeitung der Bilder am Computer. Vor allem die verschiedenen Gesichtsausdrücke und Charaktervarianten sind digital entstanden. Auch einzelne Szenerien, bei denen ich Material aus dem ersten Buch mit verwendete. Das war für mich einfacher, als noch mehr Illustrationen auf Papier zu bringen.

Bleiben oder wechseln?

Schon früh dachte ich darüber nach, ob ich beim selben Buchformat und bei BoD bleiben sollte. Ich hatte nicht nur gute Erfahrungen mit diesem Print-on-Demand-Anbieter gemacht. Vor allem hinsichtlich der Lieferzeiten und -engpässe im Weihnachtsgeschäft 2016, was auch manche Buchhandlung in Erklärungsnot gebracht hatte (nein, es gab da nach eigener Aussage von BoD keine Priorisierung von Weihnachtstiteln für das Weihnachtsgeschäft… Wozu auch?). Auch die Qualität der gelieferten Exemplare war recht unterschiedlich gewesen, was ich allerdings erst im Nachhinein von den Buchhandlungen erfahren hatte: Immer wieder variierten die Farben der Cover (wahrscheinlich je nach Druckerei) und die Folie, in die jedes Buch eingeschweißt wird, war mitunter so schief und eng, dass die Bücher ganz buckelig in den Verkauf kamen. Zum Glück verlor sich das, sobald die Folien entfernt waren. Und um es vorweg zu nehmen: 2017 lief es besser.

Ich habe mich aus folgenden Gründen dazu entschieden, mit dem neuen Projekt bei BoD zu bleiben:

1.
Der kleine Tannenbaum und der Schneemann 
ist eine Fortsetzung. Und somit wollte ich dieses Buch im selben Format, im selben Layout und in selber Ausstattung wie das erste Buch in den Verkauf bringen. Das gewählte Druckformat DIN A5 quer bietet aber kaum jemand.

2.
Im Vergleich zu anderen Anbietern stimmt für mich bei diesem Titel das Verhältnis zwischen initialem Kostenaufwand (BoD Classic) und Autorenmarge. Da ich bewusst keine E-Book-Version haben wollte und will, musste ich den Buchhandel im Blick behalten, und die Vertriebswege seitens BoD sind etabliert. Einzig der Verkaufspreis für die Hardcover-Ausgabe ist meiner Meinung nach zu hoch. Aber das lässt sich grundsätzlich über das Print-on-Demand-Verfahren leider nicht anders regeln.

3.
Zeit: Ich musste dieses Jahr unbedingt früher fertig sein und den Titel rechtzeitig im Handel haben. Gefühlt beginnen das Weihnachtsgeschäft und dessen Vorbereitungen bereits nach den Sommerferien. Zudem wollte ich den Titel zu einem Buchpreis einreichen und der Meldeschluss war Ende August. Ich hatte somit keine Zeit, einen geeigneten anderen Anbieter auszuwählen, mich mit dessen Konditionen und Margenberechnungen auseinanderzusetzen, wieder Formate und Pakete abzuwägen und dann noch einmal Extrarunden mit Probedrucken etc. machen zu lassen.

Und 4.
kannte ich mich mit dem Autorenbereich wie auch den Uploads, Freigabeprozessen etc. bei BoD bereits aus und musste mich nicht erst wieder in eine andere Umgebung einarbeiten. Natürlich klappten Uploads und Hilfetools nicht mehr so wie noch im Jahr zuvor. Wahrscheinlich durch die andere Computerumgebung, auf der die verwendete Software nicht mehr wie erwartet funktionierte. Ein unnötiger Zeitfresser. Aber ich habe es noch in den Griff bekommen.

Hörbuch und Startnext

Um nicht nur den neuen Titel, sondern auch das Buch vom Vorjahr zu Weihnachten wieder ins Bewusstsein zu rücken, kam mir die Idee, aus dem Märchen vom kleinen Weihnachtsbaum ein Hörbuch zu machen. Nach einigen Recherchen fand ich in Bremen tatsächlich auch einen On-Demand-Anbieter für Audio-CDs, der geeignet schien. Ein Tonstudio in Berlin legte zudem ein gutes Angebot vor, mir aus meinem Text mit professionellen Sprechern ein Hörbuch zu erstellen. Prima. Allerdings hatte sich die Idee bei mir eingenistet, das selbst einzulesen. So etwas hatte ich schon immer mal machen wollen. Zudem brachte ich durch meinen täglichen beruflichen Einsatz der Stimme gute Voraussetzungen mit. Also lotete ich die Möglichkeiten dieser Idee aus und fand eine Möglichkeit für Tonstudio-Aufnahme inkl. Coaching. Nebenbei komponierte ich schon mal die Titelmusik zum Hörbuch. Dafür nutzte ich das Notationsprogramm Finale von MakeMusic, das auch entsprechende Klangbibliotheken bereithält, die für meinen Bedarf recht ordentliche Ergebnisse liefern.

Doch wie sollte ich dieses Hörbuchprojekt finanzieren – egal ob selbst gesprochen oder nicht? Das neue Buchprojekt ansich bedeutete schon genug finanzielle Ausgaben. Also suchte ich nach Möglichkeiten einer Fremdfinanzierung und entschied mich für Startnext. Über diese Crowdfunding-Plattform wurden immer wieder auch Literaturprojekte vorgestellt und finanziert. Die Vorbereitungen, um hier erfolgreich zu sein, verschlangen gleich wieder zahlreiche Stunden und brauchten Ideen, um nicht nur das Hörbuch-Projekt u.a. mit einem Video toll zu bewerben, sondern auch geeignete “Dankeschöns” für die Unterstützer anzubieten. Vor allem musste ein Werbe-Trailer her. Also recherchierte ich an einem Abend mögliche Film/Animation/Schnittsoftware und entschied mich für die kostenfreie Version von DaVinci Resolve. Am nächsten Abend arbeitete ich mich bestmöglich für meinen Bedarf in das Programm ein und begann mit den Arbeiten am Trailer. Zum Glück hatte ich bereits die Illustrationen zum Märchen vom kleinen Weihnachtsbaum so eingescannt, dass mir ausreichend Bildmaterial zur Verfügung stand. Allein dieses Teilprojekt verschlang etliche Stunden, wollte ich meine Illustrationen doch animieren und in den Trailer einbinden. Parallel daz überlegte ich mögliche Dankeschön-Pakete (u.a. Postkarten mit Motiven aus den beiden Büchern), stolperte aber dann irgendwann über die Sinnhaftigkeit: Wenn ich für eine Unterstützung von z.B. 20 EUR ein Dankeschön für z.B. 5 EUR Herstellungskosten anbiete, um mögliche Unterstützer zu locken: wie viele Unterstützer mehr muss ich dann mehr aufbringen, um am Ende die notwendige Gesamtsumme wirklich zur Verfügung zu haben? Die Hardcover-Ausgaben wären zwar geeignete Dankeschöns, würden aber noch mehr von der Unterstützung ‘auffressen’. Irgendwo steckte da ein Denkfehler… Vielleicht hätte ich mir mehr Zeit lassen sollen und mich in Ruhe mit dem Crowdfunding auseinandersetzen sollen, mir noch mehr Beispiele ansehen, um alle Feinheiten, Gefahren und Vorteile zu durchdringen und die zu meinem Projekt passende Vorgehensweise zu entwickeln. Doch die konnte ich mir nicht nehmen, und das machte mich ziemlich nervös. Gab es vielleicht doch noch irgendwelche Alternativen? – Schlussendlich entschied ich mich kurzfristig, das gesamte Hörbuch-Projekt inkl. Finanzierung über Startnext zu stoppen und das Vorhaben erst einmal auf mindestens das Folgejahr zu verschieben.

Nach dieser Entscheidung fühlte ich mich besser, wenngleich dieses Vorhaben viel Zeit gekostet hatte. Aber so konnte mich nun auf die Vermarktung des neuen Titels Der kleine Tannenbaum und der Schneemann konzentrieren. Und die Überlegungen mit Startnext hatten mir immerhin einen Trailer beschert, den Umgang mit der zugehörigen Software und die Idee für Weihnachtskarten mit Motiven aus den beiden Büchern. Also war nicht alles umsonst. Ich musste zwar aus dem Projekt-Werbetrailer einen Buchtrailer machen (es ging ja jetzt nicht mehr um das Hörbuch), und auch die geplante Titelmusik des Hörbuchs passte nun nicht mehr ganz, sondern war zu kurz und musste um einen Mittelteil ergänzt werden. Aber das ließ sich regeln… Die Mühen haben sich meiner Meinung nach für einen ersten eigenen Buchtrailer gelohnt: Der fertige Trailer ist hier auf der Website zum kleinen Tannenbaum zu sehen.

Werbemittel und Verkaufsförderung

Ein Buch flächendeckend zu bewerben und den Titel wie auch mich als Autor bekannt zu machen, sind Mammutaufgaben. Wenn einem hierfür kein großzügiges Marketingbudget zur Verfügung steht, wird es noch schwieriger. Und als Anfänger mit wenig Budget musste ich sowieso klein anfangen. Also suchte ich nach finanzierbaren Möglichkeiten und wollte zunächst die ‘regionale Karte’ spielen. Dabei half mir, dass im vergangenen Jahr die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) über den ersten Band berichtet und diesen beworben hatte, da die Geschichte beim Bahnfahren entstanden war.

Natürlich brauchte ich neben einer Autorenseite auf facebook, die ich bereits betrieb, auch eine eigene Website und die geeignete URL zum kleinen Tannenbaum. Ich entschied mich für www.kleinertannenbaum.de und erweiterte die bisherige Autoren-Website um eine Unterseite im eigenen Style, passend zu den Büchern. So konnte ich die wichtigsten Infos schon mal zentral zur Verfügung stellen – für Leser, Presse und Buchhandel.

Wie bereits für das Märchen vom kleinen Weihnachtsbaum erstellte ich darüber hinaus Werbeflyer im Postkarten-Format. Diese Kartenflyer verteilte ich großzügig, wobei mich auch ein recht aktiver Freundeskreis unterstützte, der die Karten sonstwohin schickte, sie mitnahm oder wiederum an eigene Bekannte verteilte. Zudem kreierte ich Lesezeichen und Plakate, die ich an Buchhandlungen oder Geschäfte gab, die mein Buch bewerben wollten. Die beste Idee mit den Illustrationen waren die Weihnachtskarten mit insgesamt 5 verschiedenen Schneemann- und Tannenbaum-Motiven, die nicht nur als Giveaways geeignet waren, sondern sich auch bei einem Test über Buchhandlung und andere Geschäfte recht gut verkauften. Für mögliche Veranstaltungen gestaltete ich darüber hinaus ein Rollup-Display mit dem Titel “Geschichten von kleinen Tannenbaum” und einer Zusammenstellung aller Charaktere, um für beide Bücher zu gelten.

Auch bei BoD sah ich mich um. Dort gibt es unter anderem verschiedene Autorenservices, um den Verkauf der fertigen Bücher zu unterstützen. Das Paket “Buchhandelspräsenz” las sich gut und sollte mir die Möglichkeit geben, regional weitere Buchhandlungen für mein Buch zu gewinnen – oder es zumindest dort zu platzieren. Fünf Buchhandlungen konnte ich mir bei der Bestellung online auswählen, BoD versendete dann je ein Exemplare. Ich nehme an, mit einem freundlichen Begleitschreiben. Einige Tage nach der Benachrichtigung, dass die Bücher versendet worden seien, schrieb ich die Buchhandlungen selbst an, auch, um dort Werbematerialien vorbeizubringen und einen Termin zu vereinbaren. Von den fünf Läden hat überhaupt nur eine Buchhandlung reagiert. Und diese eine machte mir deutlich, dass sie BoD-Titel nicht bestellen und in den Laden legen würden, da sich dies nicht rechne. Wie bitte? Bei so einem Service-Angebot war ich davon ausgegangen, dass die in der Auswahl aufgeführten Buchhandlungen natürlich auch BoD-Titel in den Laden nehmen und Selfpublisher unterstützen. Aber dem ist wohl nicht so. Für eine willkürliche Adressliste aller Buchhandlungen in der Region hätte ich nun wirklich nichts zu zahlen brauchen. Die hätte ich auch über das Internet recherchieren können. Und zudem wäre es günstiger gewesen, die fünf Exemplare aus einer Eigenbedarf-Bestellung zu verschicken und vorab mit den Buchhandlungen zu telefonieren. Also: Wieder etwas gelernt.

Eine weitere Möglichkeit, ganz neue Kreise anzusprechen und auf meinen neuen Titel aufmerksam zu machen, schien mir eine Anzeige im Newsletter zu den SPIEGEL-Bestsellern. Immerhin geht der an über 10.000 Buchinteressierte (2017). Mein Fazit hierzu: Lohnt nur, wenn man bereits einen (Marken)Namen hat oder einen Buchtitel, der den absoluten Sog bei den Newsletter-Lesern bewirkt. Im Nachhinein muss ich zugeben, zu blauäugig an dieses Anzeigen-Thema herangegangen zu sein und nicht genug nachgebohrt zu haben: Es wird weder das Buchcover verlinkt noch erhält man statistische Auswertungen zu erfolgten Klicks.

Tatsächlich hat demgegenüber ausgerechnet die Werbeschaltung via facebook da viel besser, nachvollziehbarer und effizienter funktioniert. Allein schon durch die (erschreckende) Genauigkeit, mit der man die gewünschte Zielgruppe definieren kann, bietet dieser Werbekanal im Vergleich zu Newsletter-Anzeigen recht günstige Möglichkeiten, Website-Besucher, Likes etc. zu generieren und vom ‘Gießkannen’-Prinzip wegzukommen. Und sicher werde ich hier für die nächsten Projekte weitere Möglichkeiten austesten.

Buchverkauf außerhalb des Handels

Grundsätzlich kann ich meine Bücher auch außerhalb des Buchhandels und direkt verkaufen. Wenn ich das aber in einem ‘größeren Stil’ über Dritte machen möchte, muss ich ‘offizielle’ Rechnungen unter Angabe einer Steuernummer stellen können. Das geht, sobald ich hauptberuflich als Autor tätig und selbständig bin. Aber auch wenn das Schreiben eher eine Freizeitbeschäftigung ist, gibt es eine Regelung: Ich habe mich – nachdem ich das Einverständnis meines Arbeitgebers für die Nebentätigkeit eingeholt hatte – als “Selbständiger im Nebenerwerb” beim Finanzamt angemeldet und ebenfalls die wichtige Steuernummer erhalten. Das hat mir weitere Vertriebswege eröffnet.

So konnte ich z.B. die Rhein-Neckar-Zeitung für meine Bücher begeistern, die einige Exemplare ab 8. Dezember in den Verkauf nahm. Das hieß für mich: Ausreichend Eigenexemplare bei BoD bestellen, diese an die Zeitung liefern und hinterer die verkaufte Anzahl abzgl. Marge in Rechnung stellen. Auf Basis meiner Illustrationen erschienen hierzu in der Vorweihnachtszeit mehrere Anzeigen und bewarben den Verkauf, sodass sich die Bücher zu meiner Freude umgehend verkauften. Das hat also alles reibungslos geklappt.

Interview

Auf der Suche nach Möglichkeiten, meine Titel bekannter zu machen und dafür Exemplare als Geschenke für Aktionen oder Gewinnspiele zur Verfügung zu stellen, kam ich u.a. mit Radio Regenbogen in Kontakt. Ursprünglich um anzufragen, ob ich etwas für die “Kinder unterm Regenbogen” beisteuern könne. Aus dem Kontakt ergab sich für mich die Chance auf ein Interview: ein Gespräch über das neue Buch und dessen Entstehung. Das war eine aufregende Sache – das erste Mal am Mikrofon eines Radiosenders… Im Ergebnis klappte es dann besser als selbst empfunden. Der Beitrag lief am Dienstag, 28.11.2017 um ca. 11:45 im Rahmen der Reihe Bei der Arbeit, bei der es in jener Woche u.a. um Weihnachtskinderbücher gegangen war.

Signierstunde

Spannend wurde es, als mein erster Termin als Autor näher rückte. Anlässlich eines Events hatte mich die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH am 25. November zu einer Signierstunde in das Büro auf den Planken eingeladen, da sie an diesem Tag in Bussen und Straßenbahnen mein Buch als Geschenk an Familien mit Kindern verteilen. Das bedeutete für mich: die (oben genannten) Werbemittel einschließlich Rollup-Display mussten her. So konnte ich auch etwas verteilen und zusätzlich mitgeben. Und natürlich brauchte ich auch noch Verkaufsexemplare, falls jemand weitere Bücher haben wollte.

Hier wurde ich von BoD dann leider erneut enttäuscht. Zwar bekam ich die Taschenbuchausgaben in ausreichender Anzahl, tadellos und recht zügig geliefert. Aber ich hatte auch 30 Hardcover-Ausgaben bestellt. Rechtzeitig. Von denen war de facto die Hälfte entweder verbogen oder schlecht im Innern geklebt oder beides – und somit nicht verkäuflich. Die Reklamation wurde zwar zunächst bearbeitet und auch Ersatzexemplare wurden mir zugesichert. Aber dann geschah zunächst nichts mehr. Trotz Hinweises auf den für mich wichtigen Termin. Selbst ein Nachtelefonieren half nicht wirklich. Und auf Tage des Schweigens folgte schließlich dann doch noch die Lieferung. Ohne weitere Kommunikation. Leider für diese Veranstaltung viel zu spät.

An dieser Stelle möchte ich Flyeralarm als Online-Anbieter für Druckerzeugnisse empfehlen, bei denen ich sowohl Kartenflyer und Lesezeichen als auch Rollup-Display und Weihnachtskarten drucken ließ: Tolle Qualität zu guten Preisen. Als es zeitlich kritisch wurde, da ich die angegebenen Lieferzeiten für das ausgewählte Material bei den Weihnachtskarten nicht richtig gelesen hatte und die Karten direkt am Montag nach der Signierstunde geliefert werden sollten, rief ich ziemlich verzweifelt bei Flyeralarm an – und wurde vollkommen überrascht. Ich beschrieb einer sehr freundlichen und engagierten Dame vom Kundenservice meine Lage, die sich umgehend darum kümmerte, mir tatsächlich sofort Rückmeldung gab – und wenige Tage später mir sogar eine vorzeitige Lieferung erreicht hatte. Wow! Das war wie Ostern und Weihnachten zusammen. Die Weihnachtskarten, in die viel Arbeit geflossen war, lagen rechtzeitig zur Signierstunde vor mir. Schön, wenn es auch mal so läuft.

Lesung

In der Vorweihnachtszeit Lesungen in einer Buchhandlung zu organisieren bzw. als noch unbekannter Autor überhaupt eine zu bekommen, war noch schwieriger als gedacht. Nicht nur terminlich, sondern aus ganz unterschiedlichen Gründen. Bei den angefragten Buchläden und Einrichtungen scheiterte es entweder an zu vielen bereits (seit Sommer) verplanten Veranstaltungsterminen, daran, dass sie überhaupt keine Autorenlesungen veranstalten, an zu wenig Platz oder zu wenig Möglichkeiten… Wie auch immer. Wenigstens eine Lesung konnte ich im Herbst noch vereinbaren, wenn auch leider nicht mehr vor Weihnachten: Ende Januar 2018 fand meine erste Lesung zu Der kleine Tannenbaum und der Schneemann in der Gemeindebücherei in Dossenheim statt. Hierfür überlegte ich mir etwas Besonderes: Da sie als eine Lesung für Kinder angekündigt war, lockerte ich das eigentliche Vorlesen durch erzählende Passagen auf und zeigte dazu auf großen Karten die wichtigsten Illustrationen aus den Büchern. Zudem sprach ich die Dialoge mit wechselnden Stimmen und sang mit den kleinen und großen Zuhörern dann auch noch das Lied vom kleinen Schneemann. Das hat riesigen Spaß gemacht – war vorab aber umso aufregender. Wie gut diese Mischung ankam, lässt sich aus dem Zeitungsartikel der Rhein-Neckar-Zeitung (s. Pressebereich) ableiten, der die Lesung in der Gemeindebücherei sehr positiv bespricht. Auch den Zuhörerinnen und Zuhörern war das anzumerken, was mich natürlich bestärkt. Es wird also auch an dieser Stelle weitergehen.

Fazit

Das zweite Jahr war geprägt vom Ausprobieren und Erfahrungen sammeln. Und insgesamt bin ich mit den Ergebnissen und Erkenntnissen zufrieden. Vor allem vor dem Hintergrund, dass das alles als ‘Nebenbeschäftigung’ ablaufen musste. Die Marketing-, Presse- und Werbemaßnahmen im Rahmen meiner Möglichkeiten haben gewirkt, das neue Buch verkaufte sich einschließlich des Märchens vom kleinen Weihnachtsbaum und fand guten Anklang. Ich hatte Signierstunde, Radio-Interview und eine erfolgreiche erste Lesung für Kinder. Das Feedback insgesamt war sehr positiv, einschließlich der Rezensionen, die mich erreichten. Und für das neue Jahr gibt es noch ein paar Ideen, um das Interesse am kleinen Tannenbaum und dessen Freunde wach zu halten.

Was will ich mehr?
Vielleicht eine überregionalere Wirkung und Bekanntheit. Aber das kommt mit der Zeit.
Und ich hoffe, dass ich mit den nächsten Geschichten an diese ersten Erfolge anknüpfen kann.

Mals sehen, was das dritte Jahr bringt. Ich werde berichten.
Sowohl hier als auch auf facebook.com/ruediger.kinting.

 

 

31/01/18

Die Arbeit hat sich gelohnt – erfolgreiche Lesung in Gemeindebücherei

Nach einer Signierstunde im November 2017 hielt ich am 27. Januar meine erste Lesung vor Publikum. Da diese in der Gemeindebücherei in Dossenheim stattfinden sollte, waren keine Massen zu erwarten. Bei mir als ‘Neuling’ auf diesem Gebiet sowieso nicht. Aber das war auch ganz gut, denn so hielten sich Aufregung und Spannung für mich in Grenzen.

Trotzdem blieb die Herausforderung, diese “Lesung für Kinder”, wie sie in Presse und Gemeindeblatt angekündigt worden war, mit Leben zu füllen. Sie sollte unterhaltend sein, am besten lustig, spannend, aber für die Kleinsten auch nicht zu sehr, sie durfte nicht zu lange dauern, aber auch nicht zu knapp werden, denn schließlich war der Rahmen der “Lesestunde” auf 1,5 Stunden festglegt.

Was sollte ich also lesen? Was nur erzählen? Sollte ich nur das neuste Buch “Der kleine Tannenbaum und der Schneemann” verwenden oder auch den ersten Band “Das Märchen vom kleinen Weihnachtsbaum“? Und welche Passagen sollte ich überhaupt nehmen?

Lange dachte ich über die verschiedenen Möglichkeiten und Varianten nach. Letzten Endes entschied ich mich dann für eine Kombination aus Lesung und Nacherzählen der Geschichte: Ich begann mit dem Anfang des ersten Teils um den Zuhörern zu vermitteln, wo der kleine Tannenbaum herkam und unter welchen Umständen er aufgewachsen war. Dann erzählte ich nur knapp die weitere Geschichte, wie er zu den Menschen kam, und schlug so den Bogen zum nachfolgenden Teil, in dem der kleine Tannenbaum nach Weihnachten wieder auf die Terrasse kommt, wo die Menschen einen Schneemann neben ihn bauen. Ab da folgten die witzigsten Dialoge und Passagen aus dem zweiten Band – natürlich mit unterschiedlichen Stimmen gelesen, was glücklicherweise klappte und die gewünschte Wirkung erzielte.

Um das Ganze für die kleinen Zuhörer noch anschaulicher zu machen (vor allem die nur erzählten Passagen), vergrößerte ich einige Illustrationen aus beiden Büchern und zog sie auf DIN A4-Karten. Diese stellte ich während der Lesung auf bzw. wechselte sie nach und nach durch. Und da das Lied “ich bin ein kleiner Schneemann” von Volker Rosin mich zu einer Szene des Buches inspiriert hatte, sang ich auch das zwischendurch mit den anwesenden Kindern und Eltern.

Das alles bedeutete viel Vorbereitung (inkl. Stimmbildung). Aber die Arbeit hat sich gelohnt. Es hat Spaß gemacht. Sowohl mir als auch meinen Zuhörern. Das war schon während der Lesung offensichtlich.

Eine umfangreiche Besprechung der Lesung in der Rhein-Neckar-Zeitung fiel ebenfalls durchweg positiv aus. Das hat mich sehr gefreut und war noch das Tüpfelchen auf dem i – eine tolle Bestätigung (der Artikel zur Lesung ist hier als PDF-Dokument im Pressebereich hinterlegt).

Und sowohl die direkten Reaktionen meiner Zuhörer als auch der Zeitungsartikel haben mich motiviert, weiterzumachen. Die nächste Lesung kommt also ganz bestimmt…