Tierische Verse

Maulwurf Humperstich

Der alte Maulwurf Humperstich,
der saß vor seinem Haus,
und saß da nun und sonnte sich
und seufzte leise aus.

So viel hab ich erreichet,
ein Heim, ein himmlisch Bau,
und hab sogar erweichet
das Herzen einer Frau.

So viel in meinem Leben
hab ich nun schon getan.
Und doch, der Kindersegen
scheint mir wohl vertan.

Das machte ihn gar traurig,
denn Kinder mocht er gern.
Keine Kleinen tummelig –
Geschichten allzu fern.

Kein fröhlich Kinderlachen,
sein Arbeiten – wofür?
Kein Albern, Blödsinn machen,
kein Schreien an der Tür.

Und beim Gedanken weben,
er wird es nicht gewahr,
dass seine Frau da kommt entgegen,
denn beim Arzt sie heute war.

Er grüßt sie so wie immer
und denkt sich nichts dabei.
Er hat noch keinen Schimmer –
Die Ruh ist bald vorbei!

Sie sagt’s ihm freudestrahlend:
Jaja! Es sei schon wahr!
Und wild, ganz wild umarmend
hält glücklich sich das Paar.

Nun endlich, nach den Jahren,
es wird erhört sein Flehn –
Wie wird er sich dran laben,
Die Kinder anzusehn!

Und so sitzen Humperstichs
zusammen vor dem Haus,
sie sitzen da und denken sich’s:
Die Ruh ist bald hinaus!

 

© Rüdiger D.C. Kinting. Alle Rechte vorbehalten.